Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderung
Gewalt in Einrichtungen der Behindertenhilfe
In der Studie zur „Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen in Deutschland“ beschreiben viele Frauen mit Behinderungen, die in Einrichtungen der Behindertenhilfe leben, tiefgreifende Einschränkungen in ihrer Selbstbestimmung aufgrund der dortigen Bedingungen. So gibt es oft wenige Mitbestimmungsmöglichkeiten in Einrichtungen der Behindertenhilfe und die die Privats- und Intimsphäre ist oft kaum gegeben und unzureichend geschützt. Solche Gegebenheiten in Einrichtungen werden von Frauen mit Behinderung oft als belastend und reglementierend empfunden. Ein paar Beispiele aus der genannten Studie (Vgl. Kurzfassung, S. 38 f., 2012):
- Nur wenige Frauen in Einrichtungen verfügen über eine eigene Wohnung.
- Ein Drittel der überwiegend psychisch erkrankten Frauen und zwei Drittel der Frauen mit sogenannten geistigen Behinderungen lebten in Wohngruppen, häufig mit fünf und mehr Personen.
- Einem Fünftel der in Einrichtungen lebenden Frauen (20 %) stand kein eigenes Zimmer zur Verfügung.
- Viele Frauen konnten darüber hinaus nach eigenen Angaben nicht mitbestimmen, mit wem sie zusammenwohnen und äußerten den Wunsch nach mehr Alleinsein.
- 20-40% der Frauen in Einrichtungen gaben an, dort keine abschließbaren Wasch- und Toilettenräume zur Verfügung zu haben.
- Viele Frauen in Einrichtungen fühlten sich durch die Reglementierung des Alltags und Bevormundung in ihrer Freiheit eingeschränkt und beschrieben die Lebenssituation in der Einrichtung als belastend.
- Das Leben von Frauen mit Behinderungen in Einrichtungen ist darüber hinaus weitaus stärker von Teilhabeeinschränkungen und sozialer Ausgrenzung geprägt als das der Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen in Privathaushalten.
Viele Frauen in Einrichtungen der Behindertenhilfe haben keine Partnerschaft oder können nicht mit dieser zusammenleben. Eine Familiengründung und ein Leben mit Kindern sind oft schwierig oder nicht möglich. Viele Frauen betonen zudem, dass ihnen enge soziale Beziehungen fehlen.
Diskriminierungen und Benachteiligungen aufgrund des Lebens in Einrichtungen der Behindertenhilfe zeigen sich auch in den Bereichen der Sexualität und Reproduktion. So sind Frauen mit Lernschwierigkeiten in Einrichtungen genauso häufig sterilisiert wie Frauen mit Behinderung außerhalb von Einrichtungen, obwohl sie angaben, viel seltener sexuell aktiv zu sein. Bei vielen der Frauen werden auch schwangerschaftsverhütende Maßnahmen ergriffen, auch wenn sie keine sexuellen Erfahrungen gemacht haben.