Mehrfachdiskriminierung

Formen

Die Europäische Kommission unterscheidet zwischen additiver, verstärkender und intersektioneller Diskriminierung.

Additive Diskriminierung

Bei additiver Diskriminierung kommen Gründe für Diskriminierung separat zum Tragen. Eine Person wird dabei in einer Situation aus einem Grund, in einer anderen Situation aus einem anderen Grund benachteiligt.

Bsp.: Eine Frau tritt eine neue Stelle an und erhält aufgrund ihrer Behinderung nicht den vollen Versicherungsschutz. Nach einem halben Jahr stellt sie im Gespräch mit einem männlichen Arbeitskollegen fest, dass sie bei gleicher Qualifikation für die gleiche Tätigkeit aufgrund ihres Geschlechts einen viel niedrigeren Lohn erhält.

Verstärkende Diskriminierung

Bei verstärkender Diskriminierung erfolgt eine Benachteiligung aufgrund von mindestens zwei Dimensionen gleichzeitig – d.h. in einer bestimmten Situation, in der sich Diskriminierungsgründe potenzieren.

Bsp.: Eine Mutter von zwei Kleinkindern wird bei der Wohnungssuche immer wieder abgewiesen. Dass dies damit zusammen hängt, dass die Vermieter*innen Vorurteile gegenüber Alleinerziehenden und gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund haben wird in den Absagen nie thematisiert. Die Frau kann entsprechend kein Rechtsmittel einlegen.

Intersektionelle Diskriminierung

Unter intersektioneller Diskriminierung wird ebenfalls eine Benachteiligung aufgrund mehrerer ineinandergreifender Dimensionen verstanden. Anders als bei der verstärkenden und der additiven Diskriminierung lassen sich hier, durch das Zusammenspiel der verschiedenen Faktoren, die einzelnen Ursachen und Folgen nicht klar zuordnen und voneinander trennen.

Bsp.: Eine geflüchtete Frau erlebt Gewalt in der Partnerschaft. Aufgrund des vom Ehepartner abhängigen Aufenthaltsstatus ist es für sie viel schwerer sich zu trennen, denn damit geht die Angst vor einer Abschiebung einher.

Bsp.: Eine lesbische person of color ordnet sich der lesbischen Szene zu, findet sich dort jedoch in einem Umfeld wieder, in dem sie als person of color einer Minderheit angehört. Diese Erfahrung ist für sie, auch wenn zunächst einmal keine direkte Diskriminierung vorliegt, sehr schwierig zu thematisieren.

(Zur Unterscheidung der drei Formen von Mehrfachdiskriminierung vgl. www.mehrfachdiskriminierung.ch)